Wenn Sie eine Oskar-würdige Idee suchen, sollten Sie einmal die berühmte Kreativitätstechnik der „Walt-Disney-Methode“ ausprobieren. Der Mann war schließlich einer der erfolgreichsten und schillerndsten Filmproduzenten des 20. Jahrhunderts. Aber keine Angst, die Disney-Technik hat nichts mit Zeichentrickfilmen zu tun, geht ganz einfach und wird weltweit im Coaching eingesetzt. Wie die Walt-Disney-Methode nun genau funktioniert – und mit welchem Trick Sie zu noch viel besseren Ideen und Lösungen kommen – erfahren Sie hier in diesem Büro-Kaizen Blogbeitrag!
(Lesedauer ca. 6 Minuten)
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist die Walt-Disney-Methode? …und wer hats erfunden?
Die Disneymethode ist eine einfach umzusetzende Kreativtechnik zur Ideenfindung, die ganz ähnlich wie ein Rollenspiel funktioniert. Die Gruppenmitglieder schlüpfen nacheinander in drei verschiedene Rollen (der Träumer, der Realist und der Kritiker) und betrachten dadurch ein Problem oder eine Aufgabenstellung aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven.
- Durch die drei verschiedenen Rollen löst sich jeder Einzelne von den eigenen eingetretenen Denkpfaden und kommt zu ganz neuen Einsichten und Ideen, die dann gemeinsam in der Gruppe weitergesponnen werden.
- Anschließend werden die gefundenen Ideen und Ansätze dann noch konkretisiert, pragmatisch ausgearbeitet, abgewogen und beurteilt.
- Im Ergebnis erhalten Sie so nicht nur die erhofften Eingebungen, sondern auch gleich noch die konkreten Lösungswege für die Umsetzung mitgeliefert.
Wer hat die Walt-Disney-Methode eigentlich erfunden?
Die Disneymethode wird zwar dem Trickfilm-Pionier Walter Elias „Walt“ Disney (1901-1966) zugeschrieben. Die Methodik wurde jedoch posthum in Anlehnung an besonders stark ausgeprägte Persönlichkeitseigenschaften des herausragenden Ideenfinders und pragmatischen Schaffers entwickelt. Tatsächlich wurde die Technik erst 1994 von dem US-amerikanischen Trainer und Coach Robert Brian Dilts schriftlich fixiert, einem maßgeblichen Mitbegründer des Kommunikationstrainings „Neuro-Linguistisches Programmieren“ (NLP).
- Laut Dilts beruhte Walt Disneys Schaffenskraft vor allem auf drei ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmalen. Demnach vereinte er in seiner Persönlichkeit (1.) einen genialen Träumer mit einem (2.) pragmatisch planenden Realisten und einem (3.) ziemlich kritischen Spoiler (Gegenspieler, Verderber, Kritiker).
- In der von Dilts entwickelten Walt-Disney-Methode schlüpft man nun nacheinander in jede diese drei Persönlichkeiten Walter Disneys, um ein Thema von verschiedenen Blickwinkeln aus zu beleuchten und zu ergründen. Das hat angeblich übrigens auch Walt Disney selbst so gemacht. Für die Ideenfindung nutzte er am liebsten seinen Denkersessel, als Realist arbeitete er am Schreibtisch und für das kritische Nachdenken über Verbesserungen und mögliche Hindernisse zog er sich in die Stille eines ruhigen Ortes zurück.
- Nice Fact: Walt Disney hat übrigens nicht nur insgesamt 26 Oskars gewonnen und wurde mit gleich zwei Sternen auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood geehrt. Er wurde auch zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt, hat das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie das große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich erhalten und wurde für die Erfindung von Micky Maus sogar mit einer Medaille des Völkerbundes geehrt!
- Übrigens: Robert Dilts hat sich bei der Erfindung der Walt-Disney-Technik auch von einer ähnlichen Methode inspirieren lassen. Acht Jahre zuvor (1986) hatte der international gefeierte maltesische Mediziner, Psychologe und „Lehrer für kreatives Denken“ Edward de Bono (1933-2021) die Kreativitätstechnik der „6 Hüte“ (oder auch sechs Denkhüte) entwickelt, mit der eingefahrene Denkmuster aufgelöst werden sollen. Dilts hat diese 6-Hüte-Methode nun mit der Disneytechnik etwas vereinfacht und die Anwendung praxistauglicher gemacht.
2. Anleitung: So funktioniert die Walt-Disney-Methode in der Anwendung
Die Disneymethode basiert also darauf, nacheinander drei verschiedene Blickwinkel („Rollen“) auf ein Ausgangsproblem einzunehmen. Das sind die Rollen des Träumers, des Realisten und des Kritikers. Der Ablauf unterteilt sich somit in diese drei verschiedenen Phasen. Dabei befinden sich alle Teilnehmer der Gruppe immer in derselben Phase und nehmen also zur selben Zeit die gleich Rolle ein. Eine Vorbereitung wird im Grunde nicht benötigt, es braucht lediglich eine möglichst konkret formulierte Aufgabe (zum Beispiel „wie können wir unsere Webseite attraktiver machen, um 10-mal mehr Kunden online zu gewinnen?“). In der Coaching-Literatur wird allerdings ein Ortswechsel zwischen den einzelnen Phasen empfohlen (das reicht von drei einfachen Stuhlgruppen, über verschieden dekorierte Zimmerecken bis zu unterschiedlichen, thematisch passenden Räumen).
- Phase „Träumer“: Träumer sind romantische Schwärmer, blauäugige Fantasten, progressive Idealisten und visionäre Utopisten. Die Rolle ist die des Ideenfinders und Ideenlieferanten. Es gibt weder Denktabus noch Regeln, Hürden, Grenzen der Realisierbarkeit oder Reglementierungen. Alles ist erlaubt, nichts ist falsch. Je größer der Wurf, desto besser (think big!).
- Phase „Realist“: In der Rolle des Realisten ist die Gruppe die ausführende rechte Hand des größenwahnsinnigen Fantasten. Der Auftrag lautet also nicht, die Ideen aus der Träumerphase zu bewerten, das kommt erst in Phase 3. Die Ideen sollen vielmehr möglichst pragmatisch und lösungsorientiert umgesetzt werden. Dafür werden Lösungswege diskutiert, was für Voraussetzungen und Hilfsmittel benötigt werden, welche Möglichkeiten schon vorhanden und nutzbar sind und was das Ganze kosten dürfte. Auf diese Weise werden große Ideen nicht gleich verworfen, sondern bekommen die Chance, einmal gründlich gemeinsam im Team und an einem Strang ziehend durchdacht zu werden.
- Phase „Kritiker“: In der dritten Phase treten die Gruppenmitglieder dann geschlossen als „konstruktive Kritiker“ auf. Die Aufgabe ist hier, Probleme und Schwachstellen in den bisherigen Lösungen zu identifizieren, die richtigen Fragen zu stellen, alternative Ansätze zu diskutieren und Verbesserungspotenziale aufzuzeigen.
- Optional Phase „neutraler Bewerter“: Zum Schluss folgt optional noch eine neutrale Bewertungsrunde. Die Vorschläge werden abgewogen und ein Fazit gezogen. Bei Bedarf können die verfeinerten Ideen dann erneut als Ausgangsfrage an die Träumer-Rolle weitergegeben und für einen weiteren Kreislauf genutzt werden.
Tipps für die Umsetzung und Anwendung der Disney-Technik:
- Alle Teilnehmer befinden sich immer in derselben Rolle. Sie sollten sich also gegenseitig helfen und unterstützen und sich nicht kritisieren oder ausbremsen.
- Der physische Wechsel des Ortes (oder Stuhls) zwischen den einzelnen Phasen erleichtert uns, den Rollenwechsel mental zu vollziehen.
- Es ist zudem sinnvoll, einen Moderator zu bestimmen, der die einzelnen Phasen einleitet und auch darauf achtet, dass niemand aus seiner Rolle fällt, sondern entsprechende Einwände erst zur passenden Zeit einbringt.
- Wie Sie speziell in der wichtigen Träumer-Phase noch bessere Ideen finden können, lesen Sie weiter unten in unserem Extra-Tipp!
3. Einsatzgebiete & Beispiele: Wann eignet sich die Walt-Disney-Strategie am besten?
Die Disneymethode eignet sich immer dann besonders gut, wenn die Ideenfindung zur Lösung einer Aufgabe oder eines Problems ins Stocken gerät und der „geniale Geistesblitz“ ausbleibt. Also wenn klassische Brainstorming-Runden und Meetings nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen. Beispiele für typische Einsatzbereich sind die strategische Weiterentwicklung eines Produkts oder des Unternehmens, die Suche nach neuen Geschäftsideen, die Problemanalyse und Lösungsfindung, als Entscheidungshilfe beim Abwägen verschiedener Möglichkeiten, zur Konfliktanalyse und Konfliktbewältigung oder auch zum Schmieden des eigenen Karriereplans nach dem Motto, think big und tue es!
4. Was sind die Vorteile und Nachteile der Walt-Disney-Methode?
- Der Hauptvorteil der Walt-Disney-Strategie ist das Ermöglichen neuer Denkräume und Perspektiven.
- Dadurch, dass von Natur aus kritische Menschen auch einmal Träumer sind, Macher in die Rolle eines Kritikers schlüpfen und Träumer Realisten werden, bricht jeder einzelne der unterschiedlich gestrickten Gruppenmitglieder aus ihren eigenen Denkweisen aus. Das führt im Dialog (alle sind gleichzeitig Träumer, Macher oder Spoiler) zu ganz neuen Einsichten, Ideen und Lösungsansätzen.
- Die Disneymethode hört aber (im Unterschied zu den meisten Brainstormingmethoden) nicht mit der Ideenfindung auf. Anschließend folgen noch die beiden Phasen der Ideenveredelung und Ideenbewertung. Im Ergebnis werden so im Team also auch gleich die benötigten Lösungswege mit erarbeitet.
- Die Technik ist zudem auch ohne großen Aufwand und Vorkenntnisse ganz einfach umsetzbar. Sie kann dabei nicht nur in Gruppen, sondern auch (wie bei seinem Namens-Patron) alleine angewendet werden.
Nachteile der Disney-Strategie:
- Im Grunde gibt es nur einen großen Kritikpunkt an der Walt-Disney-Methode. Dass sie im Bereich der Ideenfindung (des Träumens) nicht das ganze Potenzial menschlicher Kreativität herauskitzelt. Denn bildlich gesprochen ist die Kreativität wie ein Schmetterling, der sich nur auf einer blühenden Blumenwiese niederlässt.
- Solche blühenden Geisteslandschaften sind allerdings nicht ganz einfach herzustellen – und auch individuell unterschiedlich konfiguriert. Die wichtigsten Hauptzutaten sind jedoch eine gelöste und druckfreie sowie inspirierende und anregende Wohlfühlatmosphäre.
- Die Ideenfindung lässt sich dann noch mit weiteren Kreativitätstechniken anregen und pushen, z.B. mit der Provokationstechnik (Ablenkung des Geistes) oder der Kopfstand-Umkehrmethode.
- Letztere lässt sich dabei ganz einfach und geschickt mit der Walt-Disney-Methode zu einer Art Super-Kreativitätstechnik kombinieren (der Walt-Disney-Umkehrmethode bzw. Walt-Disney-Kopfstandtechnik). Und das geht folgendermaßen.
5. Extra-Tipp: Die Kopfstand-Methode gleicht die Schwächen der Walt-Disney-Methode aus!
Ein Hauptkritikpunkt an der Walt-Disney-Technik ist ja die Phase des Träumens. Denn die meisten Menschen tun sich schwer damit, auf Knopfdruck kreative und innovative Ideen und Lösungen zu finden. Hier hilft eine andere Kreativtechnik weiter, die sogenannte „Kopfstandmethode“. Der Trick dabei ist, die Problem- oder Fragestellung ins Negative umzudrehen und auf den Kopf zu stellen, um dadurch schneller und einfacher zu kreativeren Ideen zu kommen. Probieren Sie es einfach einmal aus. Dafür müssen Sie lediglich die erste Phase der Walt-Disney-Methode (das „Träumen“) durch eine → Kopfstand-Brainstorming-Runde ersetzen. Sie werden mit Sicherheit mehr und innovativere Ideen erhalten!
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