Selbstbewusster & überzeugender durch „Power Posing“? Mit diesen Tipps gewinnen Sie noch mehr Selbstvertrauen!


Power Posing“ bedeutet nicht, dass Sie zum kraftmeierischen Poser mutieren sollen. Vielmehr soll die „Power des Posings“ – also die Macht kraftvoller Körperhaltungen – genutzt werden, um selbstbewusster aufzutreten und überzeugender zu wirken. Die Theorie des Power Posings beruht dabei auf den Grundideen und Effekten der nonverbalen Kommunikation. Aber wie gut funktionieren die Power Posen in echt? Was sagen die wissenschaftlichen Studien dazu? Hier der Überblick, mit Beispielen, Bildern und wertvollen Ergänzungen, mit denen Sie noch mehr Selbstvertrauen und Überzeugungskraft gewinnen können!

1. Definition: Was ist Power Posing überhaupt? Und was soll das bringen?

Der Begriff „Power Posing“ bedeutet auf Deutsch so viel wie „Machtposen“ oder auch kraftvolle (raumeinnehmende) Körperhaltungen. Der Begriff wurde im Rahmen von psychologischen Forschungen zur nonverbalen Kommunikation der Körpersprache geprägt. Die erste wissenschaftliche Studie hierzu wurde 2010 von den drei US-Psychologen Amy Cuddy (Harvard University) sowie Dana Carney und Andy Yap (beide Columbia University) veröffentlicht.

  • Richtig populär wurde das Thema dann durch einen TED-Talk 2012, in dem Amy Cuddy das Konzept und ihre Forschungsergebnisse erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentierte.
  • Dieser TED-Talk von Amy Cuddy wurde bis Anfang 2025 fast 75 Millionen Mal angesehen – und zählt damit zu den am häufigsten gesehenen TED-Talks überhaupt!

1.1 Was bedeutet Power Posing nun konkret? Definition und Beispiele

In der Psychologie besteht weithin Einigkeit, dass die aktuell eingenommene Körperhaltung das Ergebnis, also die Folge von vorangegangenen kognitiven Prozessen ist. Beispiele: Wenn man sich schlecht fühlt, lässt man die Schultern und den Kopf hängen. Wenn man unsicher ist, macht man sich kleiner, vermeidet den Blickkontakt und sitzt bzw. steht unruhiger. Und wenn man hingegen selbstsicher ist, dann hat man auch eine lockere, entspannte und aufrechte Körperhaltung.

  • Daraus haben Cuddy, Carney und Yap dann die Theorie abgeleitet, dass bereits das gezielte aktive Einnehmen einer bestimmten Körperhaltung unsere Psyche, Wahrnehmung und Verhalten sowohl positiv wie auch negativ beeinflussen kann.
  • Das Power Posing wirke dabei zudem nicht nur kognitiv auf unser Denken, sondern habe auch einen messbaren biologisch-hormonellen Effekt, indem durch eine psychosomatische Wechselwirkung zwischen Psyche und Körper auch unsere Hormonausschüttung beeinflusst wird. Durch diesen körperlichen Effekt nehmen wir die gezielt herbeigeführten Gemütsstände also auch körperlich wahr. Es fühlt sich realistisch an – und wirkt damit tatsächlich.

1.2 Die Kernidee der Power-Posing-Methode:

Der Grundgedanke der Power-Posing-Theorie ist, dass unsere Körperhaltung nicht nur eine Folge unseres Erlebens und Verhaltens ist. Sondern auch umgekehrt, dass die Körperpose einen prägenden Einfluss darauf hat, wie wir diese Situation wahrnehmen, erleben und uns darin verhalten – und dann natürlich auch dementsprechend von anderen wahrgenommen werden.

1.3 Welche Vorteile bringen Power Posen? Anwendungsbeispiele

Wer die Kraft der Körpersprache („die Power der Posen“) erkennt und nutzt, kann – so die Theorie – sowohl die negativen Auswirkungen schwacher Posen vermeiden als auch bewusst dominante Körperposen einnehmen. Um sich stärker und selbstbewusster zu fühlen und dadurch ein sichereres und überzeugenderes Auftreten zu gewinnen.

  • Dies eignet sich zum Beispiel optimal für eher schüchterne und introvertierte Menschen, damit sie eine positivere und überzeugendere Ausstrahlung erzielen.
  • Oder auch ganz speziell für Frauen und Kinder, um sich besser in einer Umgebung mit nach Dominanz strebenden Artgenossen durchzusetzen, zum Beispiel gegenüber größeren, stärkeren und aggressiveren Alpha-Personen (beiderlei Geschlechts).
  • Optimale Anwendungsbeispiele sind demnach Verhandlungsgespräche, Bewerbungsgespräche, Vorträge, Präsentationen, wichtige Kundengespräche oder allgemein herausfordernde Situationen, die einen verunsichern.
  • Beispiel: In der Serie Grey’s Anatomy nimmt das Team vor einer sehr schwierigen OP die Superheldenpose von Amy Cuddy ein (die „Superman Pose“), um sich selbst zu motivieren, Selbstvertrauen zu tanken und sich selbstsicherer und zuversichtlicher zu machen (Staffel 11, Folge 14)
Power Posing: Die Superman-Pose
Beispiel einer Power-Pose: Die Superman-Pose

2. Die zwei gegensätzlichen Formen des Power Posings: High-Power Posing vs. Low-Power Posing

In den Forschungen zum Power Posing wird allgemein zwischen dominanten Körperhaltungen (= high-power poses) und machtlosen Posen (= low-power poses) unterschieden. Ganz genauso, wie man das auch wechselseitig im Tierreich bei Rudeln beobachten kann, wenn sich ein rangniedrigeres Tier einem ranghöheren Tier nähert – und umgekehrt.

High-Power Posing: Definition

Dominante, machtvolle Körperhaltung; Darstellung und Ausstrahlung von Stärke, Sicherheit und Zuversicht.

Low-Power Posing: Definition

Machtlose, unterwürfige oder auch traurige (submissive) Körperhaltung; zeigt Schwäche, Verletzbarkeit und auch Angreifbarkeit.

High Power Posing und Low Power Posing haben also einen gegenteiligen Effekt!

Dementsprechend unterschiedlich ist auch der Effekt der kraftvollen bzw. machtlosen Körperhaltungen. Während einem das High-Power Posing Selbstsicherheit verschafft, zieht einen das Low-Power Posing noch weiter runter. So zumindest die Theorie. Doch was sagen die Wissenschaft und psychologischen Studien dazu?

Power Posing: High-Power Pose vs. Low-Power Pose
Der Unterschied zwischen einer High-Power Pose und einer Low-Power Pose.

3. Die erste Power-Posing-Studie (2010): Euphorie & Hype – das funktioniert sehr gut!

Im Jahr 2010 haben die Psychologen Amy Cuddy, Dana Carney und Andy Yap die erste wissenschaftliche Forschungsstudie zu diesem Thema veröffentlicht. Und die Experimente zeigten eine klare Evidenz. Die Theorie stimmt, die Methode wirkt.

  • Die Testpersonen haben bei High-Power Posen im Vergleich zu Low-Power Posen weniger Cortisol (Stresshormon) und mehr Testosteron (ein stimulierendes Hormon) ausgeschüttet.
  • Die Probanden fühlten sich selbstbewusster, stärker und hatten ein höheres Selbstvertrauen („Machterleben“).
  • Die Leistung und das Abschneiden in Bewerbungsgesprächen waren besser.
  • Die Teilnehmer zeigten auch eine erhöhte Risikobereitschaft sowie Schmerztoleranz.

Im Jahr 2012 hielt Amy Cuddy die legendäre TED-Talk Video-Präsentation und präsentierte erstmals den Power-Posing-Effekt einer breiten Öffentlichkeit.

4. Wiederholungsstudien zum Power Posing (2015/16/17): Kontroverse & Zweifel

Das Blatt wendete sich, als verschiedene Gruppen an Psychologen versuchten, die Experimente zu wiederholen. Die Befunde und Ergebnisse der ersten Studie ließen sich überwiegend nicht replizieren (z.B. Ranehill E. et al. 2015; Deuter et al. 2016 und Smith et al. 2017). Auch nicht in verschiedenen Variationen des ursprünglichen Experiments. Einige Kritiker vermuteten daher methodische Schwächen in der ersten Studie, zum Beispiel statistische Verzerrungen, die typischerweise durch das nachträgliche Anpassend der Testparameter auftreten können (P-Curving).

Uneinigkeit & Teilrückzug: Kontroverse weitet sich aus

Eine der drei beteiligten Wissenschaftlerinnen der ersten Studie (2010), Dana Carney, distanzierte sich dann auch tatsächlich im Jahr 2018 öffentlich von den anfänglichen Studienergebnissen. Und zwar wie folgt:

  • „Since early 2015 the evidence has been mounting suggesting there is unlikely any embodied effect of nonverbal expansiveness (vs. contractiveness) – i.e.., ‘power poses’ – on internal or psychological outcomes. As evidence has come in over these past 2+ years, my views have updated to reflect the evidence. As such, I do not believe that ‘power pose’ effects are real.” (University of California, Berkeley, 2018)
  • Die beiden Psychologen Amy Cuddy und Andy Yap halten jedoch nach wie vor an ihrer These fest und verteidigen die Theorie weiterhin.

5. Metastudien zum Power Posing (2017, 2020 etc.): Ernüchterung, aber ein kleiner Effekt ist messbar

In den Jahren 2017, 2020 und 2022 wurden dann drei große Metastudien zu dem Power-Posing-Effekt durchgeführt (Metaanalyse = statistische Zusammenfassung aller Arbeiten zu einem Thema).

  • Metastudie 1, Gronau Q. F. et al. 2017 (Universität von Amsterdam): Es wurde ein minimaler Effekt der Power Posen gefunden, der aber im Durchschnitt (high-power poses vs. low-power poses) lediglich 1,2 % betrug. Wussten die Probanden zudem vorab nicht über den mutmaßlichen Effekt des Power Posings Bescheid (noch nie davon gehört), betrug der Effekt nur 0,8 %.
  • Metastudie 2, Elkjaer E. et al. 2020 (Aarhus Universität, Dänemark): In dieser Metaanalyse wurde nicht nur das High-Power Posing vs. Low-Power Posing, sondern beide zudem auch noch mit einer neutralen Körperhaltung verglichen. Das Ergebnis war interessant. Der Unterschied betrug zwischen neutralen Körperposen und Low-Power Posen 5 % und zwischen High-Power Posen und Low-Power Posen 4 %. Aber der Unterschied zwischen High-Power Posing und neutralen Posen betrug 0 %. Das bedeutet, dass uns demnach also vor allem mutlose Körperposen nach unten ziehen. Aber auch, dass ein positiver Effekt der Superman-Pose nicht belegt werden konnte.
  • Metastudie 3, Körner R. et al. 2022 (Universität Bamberg): Diese Metaanalyse kam ebenfalls zu dem Ergebnis, dass das Power Posing keinen messbaren körperlichen Effekt hat (Hormonausschüttung, Blutdruck etc.). Ein kleiner Einfluss auf Denken und Verhalten konnte zwar dennoch festgestellt werden, was aber wohl auf eine selektive Wahrnehmung zurückführbar war, ohne dass dies körperliche oder hormonelle Auswirkungen hatte (z.B. niedrigerer Stresshormonspiegel).

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6. Fazit: Power Posing kann Mutlosen Zuversicht bringen – aber keine Top-Performer in Superhelden verwandeln!

Ja, das Power Posing hat offenbar einen kleinen positiven Effekt. Aber der ist leider längst nicht so groß, wie anfangs gedacht. Dennoch kann die Methode im Berufsalltag ziemlich nützlich sein – und zwar als Schutz vor Verunsicherung, nicht jedoch als Booster für noch mehr Leistung über das eigene Normalmaß hinaus.

  • Die negativen Effekte von Low-Power Posen sind signifikant. Das hat einerseits eine klinische Relevanz, zum Beispiel wenn es um die Therapie von depressiven Menschen geht, damit sich diese selbst nicht noch weiter herunterziehen als ohnehin schon.
  • Andererseits neigen wir auch instinktiv dazu, vor großen Herausforderungen allgemein etwas eingeschüchtert zu sein. Das ist die typische Nervosität vor einem großen Auftritt oder einem wichtigen Ereignis. Wenn wir uns also dabei ertappen, dass wir uns im Angesicht der Herausforderung etwas mutlos fühlen, kann es durchaus einen großen Unterschied machen, eine kraftvolle und ermutigende Superman-Pose einzunehmen. So kann man der Negativspirale einer immer größeren Verunsicherung entgehen und wieder die ursprüngliche Selbstsicherheit zurückgewinnen.
  • Die positiven Effekte des High-Power Posings sind zwar ebenfalls da. Allerdings wesentlich geringer. Einen Coach extra dafür zu bezahlen, lohnt sich also eigentlich nur, wenn man mit den Low-Power Posen und dem eigenen Selbstvertrauen Probleme hat und dabei Hilfe benötigt.
  • Ansonsten probieren Sie die Power-Posen ruhig einmal aus, wenn Sie mal 5 Minuten Zeit haben! Das kostet ja nichts und geht auch ganz leicht. Und für den Notfall haben Sie so dann auch das nötige Rüstzeug, um sogar unter widrigen Bedingungen nicht den Kopf und die Nerven zu verlieren. Beispiel-Fotos und Bilder für das Power Posing haben wir Ihnen im nachfolgenden Kästchen zusammengestellt!
  • Tipp: Nehmen Sie die Power-Posen bereits einige wenige Minuten vor dem Ereignis ein. Während dem Ereignis sollten Sie dann lediglich darauf achten, keine Low-Power Posen einzunehmen. Falls Sie aber dennoch ein „Live-Power-Posing“ machen wollen, achten Sie darauf, dass Ihre kraftvollen Körperposen nicht zu übertrieben wirken, sondern immer noch realistisch und natürlich.

7. Extra-Tipps: Wirkungsvolle Ergänzungen und Alternativen zum Power Posing!

Power Posing ist nur ein kleiner Baustein auf dem Weg zu mehr Selbstsicherheit und ein überzeugenderes Auftreten. Hier finden Sie als Ergänzung noch einige weitere wertvolle Tipps und Methoden, die Ihnen dabei helfen!

  • Proaktiv vorausplanen: Wenn Sie proaktiv denken, statt reaktiv, dann sind Sie in der Vorhand und werden seltener überrascht. Dann sind Sie besser vorbereitet, haben geeignetere Lösungen und Strategien zur Hand und können – bei Bedarf – rechtzeitig eine kraftvolle Power Pose einnehmen, um aufkeimenden Zweifel und Unsicherheit im Keim zu ersticken.
  • Eigene Not-To-Do-Liste: Eine eigene „Das-mache-ich-auf-gar-keinen-Fall-mehr-Liste“ hilft, schlechte Angewohnheiten konsequent zu vermeiden. Und etwas nicht zu tun ist auch viel einfacher, als aktiv etwas zu unternehmen. Setzen Sie daher mutlos und schüchtern wirkende Low-Power Körperposen am besten gleich ganz oben auf Ihre eigene individuelle Not-To-Do-Liste!
  • Motivation fördern: Motivation ist das Schmiermittel für Spaß an der Arbeit und gute Resultate! Motivation macht den entscheidenden Unterschied zwischen gut und super, zwischen Routine und Flow. Dabei ist Motivation nicht nur überwiegend Kopfsache, sondern häufig auch Chefsache. Aber auch Selbstmotivation ist wichtig, um ausgeglichen und zufrieden zu sein.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Die Entwicklung unserer Persönlichkeit ist ein andauernder, lebenslanger Prozess, mit immer wieder neuen Herausforderungen. Und je mehr Sie dazulernen und sich weiterentwickeln, beruflich und persönlich, desto weniger werden Sie die Hilfe des Power Posing benötigen, da Sie sowieso schon immer selbstbewusster und überzeugender werden.
  • Optimismus (Pygmalion-Effekt): Optimismus und Wertschätzung helfen einem nicht nur selbst ungemein viel. Das überträgt sich nach dem Prinzip der „self-fulfilling prophecy“ auch auf die Kollegen und Mitarbeiter. Genauso wie übrigens umgekehrt auch Pessimismus und Geringschätzung. Hier erfahren Sie, wie man diesen wichtigen psychologischen „Pygmalion-Effekt“ optimal beruflich nutzen kann!
  • Richtig präsentieren lernen: Wer gut und geübt ist in dem, was er tut, braucht sich vor Nichts zu fürchten. Dabei ist das richtige Präsentieren mit Tools wie Microsoft PowerPoint oder Microsoft Teams ganz einfach geworden. Folgen Sie einfach den Links zu unseren Anleitungen, um zu lernen, wie man gut präsentiert – oder sehen Sie sich gleich unser Video-Tutorial mit den „10 besten PowerPoint-Tipps“ weiter unten am Ende dieses Beitrags an!
  • Konstruktive & konfliktfreie Kommunikation: Die Psyche und Befindlichkeiten von Menschen wird in den Sozial- und Kommunikationswissenschaften gerne mit dem Eisberg-Modell veranschaulicht. Das heißt, dass nur ein kleiner Teil wirklich sichtbar ist, der Rest liegt unbewusst und nicht sichtbar unterhalb der Wasseroberfläche. Und wenn Sie nicht wie die Titanic an einem dieser Eisberge kentern wollen, sollten Sie diese mit konstruktiver Kommunikation und einem wertschätzendem, konfliktvermeidendem Verhalten gezielt umschiffen!

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