Was treibt Menschen zu wirtschaftlichem Handeln an? Wovon hängt die Existenzfrage jedes Unternehmens ab? Was kann und muss jeder unternehmerisch tätige Mensch stets im Blick behalten, um seine Ziele zu erfüllen? Die Beschäftigung mit der Wertschöpfung ist wahrlich ein Thema, das die ganz dicken Bretter der Betriebs- und Volkswirtschaft bohrt.
In diesem Artikel möchte ich Ihnen das Konzept der Wertschöpfung nahebringen. Wie wird die Wertschöpfung praktisch ermittelt, wie kann sie gefördert werden? Was kann der einzelne Mitarbeiter zur Vergrößerung der Wertschöpfung tun, damit er und mit ihm das ganze Unternehmen profitiert? Wertschöpfung, mal ganz praktisch gedacht und lesbar geschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Wertschöpfung – Definition
Wertschöpfung ist das Ziel jeder produktiven Tätigkeit. In einem Unternehmen bemisst sie den Unterschied zwischen der Gesamtleistung und den verbrauchten Vorleistungen während der Leistungserstellung. Vereinfacht gesagt ist die Wertschöpfung die Differenz aus Output und Input.
Wertschöpfung = Gesamtleistung – Vorleistung
Wann findet Wertschöpfung überhaupt statt?
Wertschöpfung findet dann statt, wenn ein Unternehmen aus etwas Wert schöpft, also vom Kunden für eine bestimmte Leistung bezahlt wird. Mit anderen Worten: Wertschöpfung beschreibt ein Geschäft, bei dem nicht nur die Kosten gedeckt wurden, sondern sogar Gewinn erzielt wurde.
Das Gegenteil von Wertschöpfung ist Verschwendung – hier überschreiten die Kosten den tatsächlich zu erzielenden Gewinn, es wurde einfach zu viel Geld an den falschen Stellen ausgegeben um eine Wertschöpfung zu ermöglichen. Diese Stellen gilt es zu identifizieren – mein Artikel soll Ihnen daher nicht nur den Begriff erklären, sondern Ihnen ein sicheres Gespür für die Suche nach den verschwenderischen Stellen in Ihrem Unternehmen geben.
Beispiel von Wertschöpfung bei einem produzierenden Unternehmen
Nehmen wir in einem stark vereinfachten Beispiel eine Käserei. Sie möchte so aus günstigen Produkten wie Milch und Lab ein höherwertiges Produkt, nämlich Käse, herstellen, bei dem allerdings die Vorleistungen (Bezahlung der Angestellten, Strom fürs Rührwerk, Lagerkosten, Steuern etc.) abgezogen werden müssen. Der Gewinn, der letzten Endes aus dem verkauften Käse entsteht, stellt die Wertschöpfung der Käserei dar.
Klar ist dabei: Sollten die Vorleistungen der Käseproduktion, beispielsweise durch steigende Milchpreise oder explodierende Personalkosten, den Verkaufspreis des Käses dauerhaft überschreiten, ist die Käserei in einer ernsthaften Existenzkrise. Der Käsereibesitzer muss daher dauerhaft die Kosten der Käseherstellung im Auge behalten, damit die Wertschöpfung nicht gefährdet wird.
Von der Wertschöpfung zur Wertschöpfungskette
Nehmen wir an, unsere Käserei hat unter betriebswirtschaftlich optimalen Bedingungen ein ganzes Rad Käse, 10 kg im Marktwert von etwa 100 Euro produziert. Natürlich sind diese Zahlen rein fiktiv und diesen nur der Veranschaulichung – Experten des Käsemarktes bitte ein Auge zudrücken.
Hierfür musste die Käserei 20 Euro für Milch, 10 Euro für Energie und 5 Euro für die Lagerung und Reifung aufwenden. Das Käserad wird nun an den Großhandel für 80 Euro verkauft, die Käserei hat pro Käserad so einen Mehrwert von 45 Euro geschaffen. Von diesem Mehrwert muss sie allerdings 35 Euro benutzen, um Löhne und Sozialleistungen abzudecken, 5 Euro werden an Steuern abgeführt – bleiben 5 Euro als Gewinn pro Käserad.
Der Großhändler wiederum verkauft den Käse in vier Vierteln á zweieinhalb Kilo zu jeweils 22,50 Euro an vier Einzelhändler – er erzielt somit eine Wertschöpfung von ebenfalls 10 Euro aus dem Käseverkauf. Der Einzelhändler bietet nun den Käse mit einem Preis von 10 Euro pro kg seinen Kunden an: Pro Kilogramm verkauftem Käse macht er so einen Gewinn von 2,50 Euro, für seinen gesamten Einkauf darf er auf eine Wertschöpfung von ebenfalls zehn Euro hoffen.
Somit ergibt sich folgende Wertschöpfungskette, die am Ende den Wert des Gutes Käserad volkswirtschaftlich definiert und diesen in seine einzeln erzeugten Mehrwerte zerlegt:
- Molkerei: 20 Euro
- Energieerzeuger: 10 Euro
- Lagerhaltung: 5 Euro
- Käserei: 45 Euro
- Großhändler: 10 Euro
- Einzelhändler: 10 Euro
- Summe (Endwert des Käses): 100 Euro
Wie berechnet man die Wertschöpfung?
Die Formel zur Berechnung:
Wertschöpfung = Gesamtleistung – Vorleistung
Diese Formel lässt sich wie folgt aufschlüsseln:
- Produktionswert (inklusive möglicher Subventionen)
– minus Abschreibungen
– minus Vorleistungen
– minus indirekte Steuern
_____________________________________ - Ergebnis = Nettowertschöpfung
Die Nettowertschöpfung ist somit die Differenz von Produktionswert und Endpreis, wenn man die Abschreibungen, Vorleistungen und indirekte Steuern abzieht.
Der Produktionswert ist dabei keine unerhebliche Größe, da er diverse Faktoren enthält:
- Warenumsatz
- Produktionsanlagen
- Abschreibungen, bzw. Wertverlust dauerhafter Produktionsmittel
Die Vorleistungen, mit denen der Produktionswert geschaffen wird, enthalten:
Die Größe der Nettowertschöpfung zeigt sich schlussendlich im Gewinn bzw. den Zinsen oder Dividenden sowie den ausgezahlten Löhnen und Gehältern. In einem Wertschöpfungszusammenhang ist der Nettobetrag nicht auf Steuern, sondern auf abgezogene Abschreibungen bezogen. Die Wertsteigerung vor dem Abschreibungsabzug ist schließlich die Bruttowertschöpfung.
Wertschöpfung in Dienstleistungsunternehmen
Die Ergründung der Wertschöpfung in einem Dienstleistungsunternehmen ist mit dem klassischen Ansatz der Wertschöpfungskette nur schwer möglich, da Preise und Leistungen eines Dienstleistungsproduktes nur schwer abzugrenzen sind. Am Ende steht so ein Gesamtpreis für die Dienstleitung, der sich hauptsächlich aus dem Vergleich mit dem Wettbewerb ableitet oder, wie bei Rechtsdienstleistungen, normiert ist.
Nimmt man als wiederum eigentlich einfaches Beispiel eine Werbeagentur, die einen Flyer produzieren soll. Hier müssen unter anderem diese Kosten durch den Endpreis des Flyers gedeckt werden: Personalkosten für den Kundenberater, den Texter, den Grafiker, den Producer und die Buchhaltung. Kosten für Druck, Farbe und Papier, Kosten für „Sonderwünsche“ und Nachbesserungen, Kosten für die Auslieferung oder Porto – es summiert sich so ein Betrag, den nach einer oberflächlichen Kalkulation kaum ein Kunde bezahlen kann oder bezahlen will – und es nach einem Vergleich mit Konkurrenzagenturen meistens auch nicht muss. Wo bleibt hier also die Wertschöpfung?
Die Lösung des Problems liegt in einer vertieften Prozessoptimierung, die alle Einzelaspekte des Gesamtprozesses Flyerproduktion genau unter die Lupe nimmt:
- Wie können die Arbeitszeiten der einzelnen Beteiligten verringert werden?
- Wie können die Druckkosten optimiert werden?
- Wie kann die Kommunikation mit dem Kunden von vorn herein so gestaltet werden, dass wenig Nachfragen, Sonderwünsche und Änderungen entstehen?
- Wie können Standards bei Formaten, Farbe, Grafik und Text gesetzt werden, die den einzelnen Mitarbeitern die Arbeitsschritte einfacher und rationaler machen?
- Schließlich: Wie können die Arbeitsplätze der einzelnen Mitarbeiter im Detail so optimiert werden, dass sie schnell und ohne lästige Suchzeiten und im Chaos versinkend arbeiten können?
Schritt für Schritt erarbeitet sich so, durch negative wie positive Erfahrungen aber vor allem auch durch eine sorgfältige Beobachtung und Analyse der bestehenden Prozesse, eine immer weitergehende Optimierung des existierenden Gesamtprozesses Flyerproduktion die schließlich nicht nur zu einem reibungslosen Prozess im Unternehmen, sondern auch zu einem konkurrenzfähigen Preis am Markt führt.
Natürlich lassen sich diese Vorgehensweisen nicht eins zu eins auf andere Unternehmen übertragen, aber im Kern kommt es immer auf die Frage an, wie das Büro oder Unternehmen organisiert sein müssen, um effektiv und effizient zugleich arbeiten zu können um so einen möglichst großen Beitrag zur Wertschöpfung zu leisten.
Was jeder Mitarbeiter für die Wertschöpfung tun kann
Jeder Mitarbeiter Ihres Unternehmens ist ein kleiner Teil, ein kleines Rädchen im großen Gesamtapparat zur Vermehrung und Bewahrung der Wertschöpfung. Daher ist es von großer Wichtigkeit, optimale Bedingungen für jeden einzelnen Mitarbeiter herzustellen. Dies fängt bei Organisation und Ordnung auf dem eigenen Schreibtisch an, wie ich Ihnen in unter anderem in meinem Artikel Chaos verschwinde! Wie Sie nur noch einmal Ihr Büro aufräumen müssen nahebringen möchte.
Um sich selbst zu disziplinieren und zu organisieren kann es hilfreich sein, sich zunächst auswendig gelernte Verhaltensregeln anzutrainieren, die nach und nach in Fleisch und Blut übergehen und so bei der täglichen Bewältigung Ihrer Anforderungen helfen. Ich habe Ihnen daher in meinem Artikel 5 Tipps für die Selbstorganisation: Einzeln und im Team ein paar Gewohnheiten zusammengestellt, die Sie Schritt für Schritt in Ihren Alltag übernehmen können und so ganz persönlich Ihren Beitrag zur Wertschöpfung des Unternehmens auch im Detail steigern können.,
Die persönliche Wertschöpfung: Ihre Erfahrungen und Ideen
Wie am Abschluss jedes meiner Artikel für diesen Blog interessieren mich gerade beim so komplexen und vielschichtigen Thema Wertschöpfung Ihre Erfahrungen und Anregungen aus dem Arbeitsalltag. Wie schätzen Sie die Wertschöpfungssituation Ihres Unternehmens ein, was machen Sie bereits gut, was könnten Sie verbessern? Wie könnte Ihre Büroorganisation zur Wertschöpfungen beitragen, welche Erfahrungen haben Sie mit Prozessoptimierungen gemacht?
Es ist ein weites Feld, die Wertschöpfung – machen wir uns gemeinsam daran, es für alle wertschöpfend zu bestellen. Schreiben Sie mir Kommentare, Mails, bei Twitter – oder rufen Sie mich ganz einfach an, damit wir miteinander ins Gespräch kommen können und so Ihrer Wertschöpfung auf die Sprünge helfen können.