Unternehmen stehen heute unter einem größer werdenden Druck. Der ergibt sich zum einen aus der Notwendigkeit, die Kosten senken zu müssen, um wirtschaftlich zu bleiben und zum anderen aus den steigenden Qualitätsansprüchen von Kunden. Dazu kommt die immer größer werdende Konkurrenz auf dem Markt und auch damit geht die Notwendigkeit einer ständigen Verbesserung einher. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, die Arbeitsabläufe und die Qualität von Produkten zu optimieren und die Wirtschaftlichkeit zu steigern. Eine der sehr leistungsorientierten Möglichkeiten ist hier das Konzept von „Six Sigma“.
Six Sigma setzt als Konzept nicht am Ende des Schaffungsprozesses an, sondern überall dort, wo Fehler entstehen. Six Sigma ist daher weniger ein Werkzeug des Qualitätsmanagements, sondern eine Grundlage desselben. Dabei kann Six Sigma selbst dann noch eine Steigerung bewirken, wenn vor der Anwendung bereits andere Managementsysteme zur Qualitätsverbesserung genutzt wurden.
Inhaltsverzeichnis
1. Was versteht man unter Six Sigma?
Bei Six Sigma steckt ein Hinweis auf seinen Hintergrund und seine Wirkungsweise bereits im Namen. Sigma ist ein griechischer Buchstabe und beschreibt eine Abweichung von der Normalverteilung, also eine Standardabweichung einer Grundgesamtheit. Six Sigma ist, wie die Wahl des repräsentativen Buchstabens vermuten lässt, eine mathematische Herangehensweise an die Prozessabläufe. Dabei verwendet Six Sigma analytische und statistische Methoden und versucht, den Unternehmensprozess als mathematische Gleichung zu verstehen. Die Qualität aller Endergebnisse soll nach Six Sigma in einem definierten Bereich liegen. Six Sigma stellt dabei die Anforderung, dass 99,99966 Prozent der Messwerte innerhalb des definierten Bereiches liegen und lässt nur eine Abweichung von 3,4 Fehlern auf eine Million Messwerte zu. Dies entspricht nahezu einem Null-Fehler-Prozess.
2. Herkunft und Hintergründe zu Six Sigma
Die Grundlage für das Six Sigma Konzept hat im Grunde bereits der deutsche Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß entdeckt. Von ihm stammt das Prinzip der Normalverteilung (auch „Gaußkurve“ genannt). Damit hat er die Grundlage für eine messbare Qualitätsentwicklung gesetzt. Je weniger Abweichung von der Gaußschen Normalverteilung, desto geringer die Fehlerquote.
Seine Ursprünge hat das Six Sigma Konzept, wie so viele Konzepte zur Qualitätsverbesserung und zum Management, in Japan. Six Sigma ist eine Weiterentwicklung von Konzepten, die in den 1970 er Jahren entstanden sind. Führender Entwickler war der leitende Manager von Motorola, Art Sundry. Seitdem hat sich das Konzept immer weiter verbreitet. Ein besonderer Vorreiter der Umsetzung war Jack Welch von der Firma General Electric in den 1990er Jahren. Während in den Anfängen Six Sigma vor allem im Bereich der Produktherstellung eingesetzt wurde, hat es sich immer mehr zu einem universellen Tool für alle Bereiche der Dienstleistung und der Produktherstellung entwickelt.
3. Der DMAIC-Circle als methodisches Werkzeug von Six Sigma
Um das Ziel von Six Sigma, die kontinuierliche Qualitätsverbesserung, zu erreichen, werden statistische Methoden eingesetzt. Zu den Methoden, die bei Six Sigma eingesetzt werden, gehört der DMAIC-Circle, mit dessen Hilfe die angestrebten Ziele erreicht werden sollen. Der DMAIC-Circle besteht aus fünf Schritten: Define – Measure – Analyze – Improve – Control.
Abgeleitet wird diese Methode vom klassischen PDCA-Circle (Plan/Do/Check/Act).
Mit diesem DMAIC-Circle startet der Six Sigma Prozess in der Regel, bis sich die einzelnen Schritte in die Unternehmenskultur implementiert haben.
Die fünf Phasen dienen der Analytik und der statistischen Messbarkeit und stellen sich wie folgt dar:
- Problem definieren (Define)
Im ersten Schritt wird das Problem definiert. Dieser Schritt ist der wichtige Grundstein, auf dem die restlichen Schritte aufbauen. - Datensammeln zu dem Problem, definieren der Größe des Problems (Measure)
Im zweiten Schritt beginnt der mathematische Ansatz des Six Sigma Konzeptes zu wirken. Hier werden Zahlen, Fakten und Daten zu dem Problem gesammelt und festgehalten. - Hinterfragen der Daten (Analyse)
Nun werden die Daten hinterfragt und ausgewertet. In dieser Phase des DMAIC-Circles werden die Hauptursachen des Problems definiert, analysiert und erkannt. - Lösungsansätze (Improve)
Nach der Analyse werden Lösungen ausgearbeitet und entwickelt. Dabei werden in einem kreativen Prozess Ideen entwickelt und geprüft. Die geeignetsten Ideen werden nun umgesetzt, um eine Qualitätssteigerung zu erreichen. - Verankerung des neuen Prozessablaufes (Control)
Am Ende des DMAIC-Circles müssen die neuen Abläufe in den Unternehmensalltag integriert werden. Dies geschieht durch Standardisierung und Dokumentation der neuen Abläufe.
4. Das Six Sigma Gürtelsystem und seine Vorteile
Six Sigma nutzt ein besonderes Tool, um seine Mitarbeiter im kontinuierlichen Prozess zu motivieren. Bei Six Sigma werden je nach Erfahrungsgrad des Mitarbeiters verschiedene Gürtelfarben verliehen. Auf den ersten Blick mag es seltsam erscheinen, dass in einem Qualitätsmanagement „Gürtelfarben“ genutzt werden, wie man es sonst nur aus dem Kampfsport kennt. Aber genau dort kommt dieser Gedanke her und gilt als allgemeines Merkmal des Six Sigma Prinzips. Auch im Kampfsport geht es um Fleiß, Disziplin, Durchhaltevermögen und harte Arbeit. Die Anlehnung an den Kampfsport soll verdeutlichen, dass auch bei Six Sigma diese Kompetenzen im Vordergrund stehen. Die Gürtelfarbe symbolisiert hierbei die Erfahrungen und Kompetenzen, die der Gürtelträger mit seinem Six Sigma Zertifikat mitbringt.
Six Sigma kennt die folgenden Gürtelfarben, die man auf dem Gebiet des Qualitätsmanagements erreichen kann:
Yellow Belt
Wer einen Yellow Belt trägt, hat gerade erst mit Six Sigma begonnen und unterstützt das System in Teilaufgaben.
Green Belt
Der Green Belt kennzeichnet den Träger als Projektmitarbeiter und Leiter einfacher Six Sigma Projekte.
Black Belt
Wer den Black Belt trägt, ist bereits eingearbeitet und fungiert als Projektleiter für umfangreiche Six Sigma Projekte.
Master Black Belt
Wer als Master ausgezeichnet wurde, fungiert als Coach oder Trainer im Bereich Six Sigma.
Champion
Wer diesen höchsten Grad erreicht hat, ist ein Projekt-Sponsor und Teil der Geschäftsleitung.
Über diese Grundfarben hinaus gibt es Unterschiede in den Unternehmen, die zum Teil noch eigene Gürtelfarben für ihre Mitarbeiter dazu kreiert haben. Vorteil dieses Gürtelfarbensystems ist eine gesteigerte Motivation der Mitarbeiter, sich mit Six Sigma auseinanderzusetzen und die Möglichkeit, die Fähigkeiten seines Gegenübers sofort einschätzen zu können.
Video-Tutorial: So werden Prozesse optimiert
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