Charisma – Interview mit Jürgen Kurz
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Charisma: Herr Kurz, wie sind Sie eigentlich zu dem Thema des heutigen Seminars „Für immer aufgeräumt” gekommen?
Kurz: Wir haben unsere Produktion optimiert und dabei großartige Erfolge gehabt und haben dann diese Prinzipien, zum Beispiel „Alles hat einen Platz, alles hat seinen Platz” aufs Büro übertragen. Das Ziel war, zu lernen, was man dort übertragen kann und was dort hilft. Und ein Ergebnis war, dass die Schreibtische leerer wurden. Das war gar kein Ziel. Das hat sich einfach so ergeben. Als mich dann ein Verlag angesprochen hat, ein Buch zu schreiben, dann haben wir nach einem Titel gesucht und nachdem ich ja behaupte, man räumt ein einziges Mal auf und dann nie wieder, haben wir dann den Titel gewählt: „Für immer aufgeräumt”.
Charisma: Und dieses Buch ist wo erschienen?
Kurz: Im Gabal Verlag 2007. Das hat mich völlig überrascht: Es war innerhalb kürzester Zeit vergriffen und ist jetzt mittlerweile in der 5. Auflage. Über neun oder zehn Monate war es in der Bestseller-Liste ganz vorne.
Charisma: Die ursprünglichen Erfahrungen haben Sie in der Firma Drillbox in Giengen gesammelt?
Kurz: Ja, in der Fa. Drillbox haben wir angefangen, das zu tun. Das war das Unternehmen, das ich damals geleitet habe. Wir hatten Kaizen in der Produktion mit großem Erfolg angewandt. Und ich hab‘ mir gedacht: „Was in der Fertigung gut ist, kann auch in der Verwaltung nicht schlecht sein”, und hab des dann dort mit den Kollegen gemacht. Wenn Besucher oder Freunde kamen, fragten sie manchmal: „Mensch, kannst du uns nicht auch mal helfen? Du weißt doch, wie das geht!” So hab ich am Anfang aus reinem Spaß an der Freude das Ganze gemacht und dabei mehr und mehr festgestellt, dass das ein Problem ist, was ganz viele Menschen haben – in allen Bereichen: Jeder, der einen Schreibtisch hat. Nach und nach ist auf diese Weise das Geschäft entstanden. Dann hab ich das Buch geschrieben, dann kam die Presse und dann kam das Fernsehen ...
Charisma: Überwiegend richten Sie sich ja an Geschäftsleute und beraten auch Firmen und schaffen dort Ordnung – besonders in mittelständischen Unternehmen oder?
Kurz: Ja, in Firmen ab 15 Mitarbeitern in der Verwaltung. Wir gehen aber auch in große Firmen wie beispielsweise die Schweizer Bahn mit vielen tausend Mitarbeitern. Dort gehen wir von Abteilung zu Abteilung und optimieren die Abläufe. Das steigert die Effizienz zum Wohle der Firma und bringt Zeitersparnisse zum Wohle der Mitarbeiter.
Charisma: Haben Sie auch schon irgendwelche Erfahrungen oder Feedbacks, inwiefern Ihr Buch oder der Inhalt Ihres Seminars für Leute in anderen Sparten des Berufslebens wie Lehrer, Pastoren, Pfarrer, kirchliche Mitarbeiter oder auch für Hausfrauen von Nutzen ist?
Kurz: Ich hab’ bei meinen Seminaren ganz häufig Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen. Wir hatten schon Tagesseminare nur für Pfarrer und ihre Gemeindereferentinnen – die haben alle die gleichen Probleme: Jeder, der einen Schreibtisch hat, hat auch einen Posteingang, er hat kurz- und langfristige Projekte, er hat wichtige Informationen, Bürohilfsmittel usw. Ein Pfarrer hat den Beruf gewählt, weil er Seelsorge machen möchte. Das ist vielleicht was er am liebsten tun möchte, doch er ist über die Maßen gezwungen Papierkram zu erledigen, genau wie ein Vertriebsmann, der sich um Kunden kümmern will und viel zu viel administrative Aufgaben hat. Ich habe Menschen aus allen Bereichen bei mir im Seminar: Ich hab’ regelmäßig Lehrer da, ich hab’ Ärzte da, ich hab’ Zahnärzte da, ob Angestellte oder Chefs ist völlig egal. Die einzige Berufsgruppe, mit der ich weniger Erfahrung habe, sind Hausfrauen. Das ist nicht mein Metier. Allerdings – ich rede ja über Prinzipien – also das Thema „Alles hat einen Platz, alles hat seinen Platz”, das haben sie auch zu Hause. Bestimmte Speisen kommen in den Kühlschrank. Stellen Sie sich vor, sie wären überall in der Wohnung verteilt. Dann müssten Sie überall suchen. Besteck ist immer an der gleichen Stelle. Ihre Tassen sind an der gleichen Stelle. Hausfrauen machen viele dieser Dinge instinktiv richtig.
Charisma: Ich habe Sie auf dem Führungskräftekongress kennengelernt. Können Sie ein paar Takte dazu sagen, wie Sie dazu gekommen sind und welche Rolle Glauben für Sie im Alltag spielt?
Kurz: Ich versuche nach dem Motto zu leben: „Ich will andere so behandeln, wie ich gerne behandelt werden möchte”. Ich versuche, die ebengenannte Aussage von Jesus Christus aus der Bergpredigt zu praktizieren, bin aber ansonsten nicht kirchlich engagiert.
Charisma: Ist es nachweislich so, dass Ihre Hörer und Leser nicht nur bei der Theorie geblieben sind, sondern die neuen Erkenntnisse wirklich zu neuen Resultaten geführt haben? Ich meine jetzt die Fälle, wo es primär auf die Eigeninitiative ankommt, nicht die Beispiele, wie wir sie aus Ihren Filmen kennen, wenn Sie in eine Firma gehen und mit Ihrem Team für Ordnung sorgen.
Kurz: Ja, ich erleb’ das ganz häufig. Oft sagt ein Seminarbesucher: „Mein Kollege besuchte ein Seminar bei Ihnen und er hat das so toll umgesetzt, da habe ich mir gesagt: ‚Das gibt’s doch gar nicht, das funktioniert doch gar nicht, wo hast du das gelernt?‘”. Leider ist es ja generell so, dass nach Seminaren oft nur wenig umgesetzt wird. Das ist Gott sei Dank bei mir anders. Sie haben ja gehört, wie ich die Menschen animiere sofort anzufangen, vielleicht noch am gleichen Abend in die Firma zu gehen und anzufangen, das Gehörte umzusetzen. Das Schöne bei meinem Thema ist: Die Menschen spüren ganz schnell, dass es ihnen selber nutzt und dann fangen sie an und tun das dauerhaft: Und sie tun immer mehr, weil sie dieses positive Gefühl verspüren und gerne mehr davon haben. Deswegen: Ich habe darin große Erfolge und freue mich immer, wenn ich Schreiben erhalte und Menschen mir mitteilen: „Du konntest mir wirklich helfen. Ich habe es nicht geglaubt, aber ich habe es umgesetzt, selbst meine Familie merkt es, dass ich entspannter bin, dass ich gelassener bin und dass ich souveräner bei der Arbeit bin.“ Wenn ich so etwas lese, geht mir das Herz auf.
Charisma: Vielen Dank, Herr Kurz, und weiterhin viel Erfolg und Gottes Segen.