Securiton – Kaizen. Erfahrungsbericht.
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Zugegeben – zunächst war ich skeptisch. Was soll mir dieses „Kaizen“ bringen? Wieder einer dieser unglaubwürdigen Werbeslogans – 20% mehr Effizienz im Unternehmen. Ich habe es doch mit meinem Ablagesystem gut durchs Studium geschafft und in vielen Jahren Schulzeit nie einen Abgabetermin verpasst. Ich dachte auch, dass ich eigentlich ein recht ordentlicher Mensch bin, ich einen Überblick über meine Aufgaben habe und mein Arbeitsplatz sortiert ist. Ich musste mich jedoch eines Besseren belehren lassen und bin sehr glücklich darüber!
Ordnung und wirklich Ordnung sind nämlich zweierlei. Wenn ich ehrlich bin, regiert bei mir das kreative Chaos. Schön übereinander abgelegte Blätter und eine vollgestellte Ecke mit angesammelten Werbemitteln zählen noch lange nicht als Ordnung, auch wenn man weiß wo ein Arbeitsvorgang oder das bestellte Werbemuster ungefähr zu finden sind. Bereits nach acht Wochen im neuen Unternehmen stapelten sich die Aufgaben und irgendwo in den Zeitschriftenstapeln und den Papierhaufen wäre die tickende Zeitbombe mit absoluter Sicherheit explodiert. Ich hätte eine wichtige Aufgabe übersehen und vergessen zu erledigen. Mit 50 bis 100 parallelen Aufgaben lässt sich der Überblick so auch einfach nicht behalten und das wird zur Belastung. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Kollegen, die über Material stolpern oder das Chaos täglich betrachten müssen. Auch wenn man die Arbeit physisch nicht mit nach Hause nimmt, im Kopf grübelt man dennoch, was man vergessen haben könnte.
Die Veränderungen waren drastisch und ich konnte mich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass ich mich diesem System quasi unterwerfen soll. Aber am nächsten Morgen bin ich aufgestanden und war überzeugt, dass ich das probieren möchte. Also bin ich auf direktem Weg zum Baumarkt gefahren und habe mich mit allen notwendigen Materialien eingedeckt. Das System musste ich auf meinen Arbeitsplatz anpassen. Statt einem Register gibt es bei mir nur drei: Aufgaben mit Papier, Werbemittel und ein Online-Register für digitale Aufgaben. Nach gut drei Monaten hat sich das System weiterentwickelt, wurde immer mehr auf meine Bedürfnisse abgestimmt und optimiert. Was hat mir Kaizen als gebracht? Zeit und noch viel wichtiger: Entspannung!
Ich nehme die Arbeit auch gedanklich nicht mehr mit nach Hause, denn ich kann nichts mehr vergessen. Es gibt keine tickenden Bomben mehr auf meinem Schreibtisch und mein Tagesablauf ist strukturierter. Sicher gehört Überwindung dazu dieses System zu leben und zu Beginn benötigt man vielleicht auch Durchhaltevermögen – aber es lohnt sich!
Ich habe die Pflege des Systems einmal vernachlässigt und habe die Konsequenzen direkt zu spüren bekommen. Stress und unnötig verschwendete Zeit für die Wiederherstellung waren mir eine Lehre und haben mich endgültig vom Nutzen überzeugt. Inzwischen nutze ich Kaizen nicht nur im Geschäft, sondern habe vieles auch auf mein privates Umfeld übertragen und versuche sogar meinen Freundeskreis von den Vorteilen zu überzeugen.
Matthias Welzel (Achern)