Viele Betroffene haben nach einem Burnout Angst, wieder mit der Arbeit zu beginnen. Mancherorts leider zu Recht. Denn wenn man einfach nur so in dieselben Strukturen mit demselben Trott und Fahrwasser zurückkehrt, werden höchstwahrscheinlich auch dieselben Probleme zurückkommen. Dann kommt nach dem Burnout das nächste Burnout – und dann vielleicht sogar schon das Paradies.
- Wenn man selbst oder ein Mitarbeiter nach einem Burnout wieder mit dem Arbeiten beginnt, muss also zuallererst zuverlässig verhindert werden, dass es zu einer erneuten chronischen Überlastung am Arbeitsplatz und damit zu einem Rückfall kommen kann.
- Dafür muss das Übel – der chronische Stress – direkt an der Wurzel bekämpft werden. Und das bedeutet, sowohl die grundlegenden Strukturen und Abläufe wie auch die individuelle Arbeitsweise zu überdenken, um die Arbeitsbelastung wirkungsvoll zu reduzieren.
- Und das können nur die Vorgesetzten und Betroffenen gemeinsam erreichen. Nicht nur aus reinem Pragmatismus und Wirtschaftlichkeit – auch wegen der Fürsorgepflicht und zum Schutz der eigenen Gesundheit.
Inhaltsverzeichnis
1. Definition: Was ist ein Burnout? Und wie lange dauert die Erholung, bis man wieder arbeiten kann?
Ein Burnout (to burn out = ausbrennen) ist eines der extremsten Alarmsignale des Körpers für dauerhafte Erschöpfung und Überlastung am Arbeitsplatz. Burnouts zählen zu der Diagnosegruppe der psychischen Erkrankungen, wobei es große Überschneidungen mit einem chronischen Erschöpfungssyndrom oder auch einer Depression gibt. Erst seit Anfang 2022 wird das körperliche und mentale Ausbrennen von der Weltgesundheitsorganisation WHO als eigenständige Krankheit aufgeführt.
Definition von Burnout (gemäß der aktuellen Klassifikationsliste ICD-11 der WHO):„Burnout ist ein Syndrom, das als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz konzeptualisiert wird, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. […] Burnout bezieht sich speziell auf Phänomene im beruflichen Kontext und sollte nicht zur Beschreibung von Erfahrungen in anderen Lebensbereichen verwendet werden. […] Es ist durch drei Dimensionen gekennzeichnet:
Wie lange dauert es, bis man nach einem Burnout wieder arbeiten kann?Jeder Mensch kann unterschiedlich mit Stress umgehen – und auch jeder Arbeitsplatz ist anders. Daher kann man nie ganz genau sagen, wie lange eine Burnouterkrankung im konkreten Einzelfall dauert. Meist werden die Betroffenen für vier, in manchen Fällen sogar bis zu zwölf Wochen krankgeschrieben.
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2. Nach einem Burnout zuerst die Auslöser dafür ändern
Studienergebnisse: Was unsere Arbeit am stärksten und häufigsten stört
Die häufigsten Auslöser für eine dauerhafte Überforderung am Arbeitsplatz sind ineffiziente Prozesse und Abläufe, mit denen einen Großteil der wertvollen Arbeitszeit verschwendet wird. Die restliche Zeit des Tages läuft man dann der verschwendeten Zeit hinterher, um wieder aufholen zu können. Und auch dabei wird häufig unnötig viel Zeit liegen gelassen. Das alles erzeugt Stress und geht zulasten der Arbeitsqualität und der Gesundheit.
- Im Durchschnitt* werden 29,9 % der Arbeitszeit allein für die E-Mail-Verarbeitung aufgewendet. Von dieser Arbeitszeit wird im Schnitt ein Anteil von 20,7 % als verschwendet betrachtet.
- 26,3 % ihrer Arbeitszeit verbringen Beschäftigte durchschnittlich in Meetings. Wobei ein Siebtel dieser Zeit als vergeudet empfunden wird.
- 19,6 % der Arbeitszeit wird allein für Suchen nach analogen und digitalen Dingen verbracht.
- Und unklare Absprachen bei Projekten kosten weitere 13,7 % der Arbeitszeit.
- Fazit: Effizientere Strukturen und effizientere Arbeitsweisen sind die mit Abstand wichtigsten Schlüssel, um die Arbeitsplätze burnoutsicher zu gestalten und die Mitarbeiter nachhaltig zu entlasten.
- Mehr Zahlen, Fakten und Trends hierzu finden Sie in unserer gemeinsam mit der AKAD-Hochschule durchgeführten Langzeit-Effizienzstudie 2022.
3. Nach einem Burnout offen darüber in der Arbeit reden
Nur gemeinsam lassen sich geeignete Lösungen finden und auch umsetzen!
Wer nach einem Burnout in den Job zurückkehrt, sollte vor allem offen damit sein und die Flucht nach vorne ergreifen. Natürlich müssen Sie nicht von jedem Detail erzählen. Aber um die Episode ein Geheimnis zu machen, wäre ziemlich kontraproduktiv. Denn nur wenn das gesamte Team zum Umdenken bereit ist, lassen sich die Strukturen und Prozesse so ändern, dass eine erneute Überforderung am Arbeitsplatz zuverlässig vermieden werden kann.
- Die allererste Maßnahme eines Wiedereinstiegs in die Arbeit nach einem Burnout ist also, proaktiv zu werden. Warten Sie nicht passiv ab, dass die Veränderung von alleine passiert, sondern arbeiten Sie aktiv auf die Veränderungen hin.
- Setzen Sie sich dafür mit Ihren Kollegen und Vorgesetzten im Team zusammen und besprechen Sie, woran Ihre Überforderung lag und was Sie gemeinsam unternehmen können, um einen weiteren Burnout zu verhindern.
- Das Stärken der gemeinsamen Verantwortung füreinander sorgt für ein angenehmeres Arbeitsklima und hilft wesentlich, die Stressauslöser zu reduzieren und zu bannen.
4. Die Wiedereingliederung nach einer Burnout-Erholung richtig planen
Strukturen anpassen und eigene Arbeitsweise ändern
Ein weiter so wie bisher nach der Rückkehr aus einem Burnout, ohne etwas an der Arbeitsweise und den Strukturen zu ändern, bringt nichts – außer in absehbarer Zeit die nächste Burnout-Episode oder einen raschen Jobwechsel und die Flucht aus dem Unternehmen. Daher müssen sich das Unternehmen, die Vorgesetzten und die Betroffenen selbst bewusst sein, dass die Wiedereingliederung nach einem Burnout unter allen Umständen mit einer klaren Handlungsaufforderung verknüpft ist, umzudenken. Es müssen:
I. Effizientere Strukturen geschaffen werden (Organisation & Abläufe optimieren)
II. Die eigene Arbeitsweise verbessert werden (klüger arbeiten mit weniger Stress)
I. Effizientere Strukturen schaffen: Organisation & Abläufe optimieren
Bessere Büroorganisation: | Ordnung und eine gute Büroorganisation verhindern Chaos und Ineffizienz und sind die Basis für den Erfolg im ganzen Unternehmen. Das reicht von der Bürogestaltung über die Verteilung der organisatorischen Aufgaben bis zu funktionierenden Methoden für ordentliche Abteilungen und Arbeitsplätze sowie konkreten Spielregeln für die interne Kommunikation und Zusammenarbeit.
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Effizientere Abläufe: | Alle Prozesse, Abläufe und Strukturen sollten immer eindeutig und klar definiert sowie so einfach wie möglich gehalten werden. Die Kunst ist dabei, die Dinge so zu sehen, dass sie einfach werden – denn nur die halbdurchdachten und wildgewachsenen Dinge werden wirklich kompliziert.
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II. Die eigene Arbeitsweise ändern: Klüger arbeiten mit weniger Stress | |
Funktionierendes Selbstmanagement: | Effizienter zu arbeiten, heißt vor allem auch, einfacher zu arbeiten. Und damit tatsächlich Zeit zu sparen. Das ist einer der wichtigsten Schlüssel, um die Stressfaktoren nachhaltig zu reduzieren.
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Kommunikativer Minimalismus: | Ganz ähnlich wie der digitale Minimalismus hilft auch der kommunikative Minimalismus dabei, uns nicht in Tausend Kleinigkeiten zu verzetteln, sondern auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Denn wer immer und überall dabei ist, sitzt in einem sich beschleunigenden Hamsterrad – und kommt vor lauter Kommunikation, E-Mails und Besprechungsmarathons nicht mehr zum Bearbeiten seiner eigentlichen Aufgaben.
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