Der amerikanische Psychologe Richard S. Lazarus fand heraus: Nicht die Situation an sich ist stressend, sondern die Art, wie wir gedanklich damit umgehen und welche Handlungsmöglichkeiten wir sehen. Er nannte seine Theorie: Transaktionales Stressmodell.
Auslöser für Stress kann so vieles sein, vor allem sind es aber unsere eigenen Emotionen und Einschätzungen, die den Stress beeinflussen. So zumindest sagt es das Stressmodell Lazarus, das vom Psychologen Richard Lazarus 1974 veröffentlicht wurde. Warum er mit seinen Annahmen meiner Meinung nach sehr richtig liegt, was Büro-Kaizen® damit zu tun hat und was Sie heute gegen die Strapazen im Büro tun können, ist mein heutiges Thema.
Inhaltsverzeichnis
Stressmodell Lazarus – einfach erklärt & mit Beispielen
Zunächst einmal möchte ich Sie einladen, sich das Stressmodell Lazarus genauer anzusehen.
Richard Lazarus ging davon aus, dass nicht eine Situation alleine stressig ist, sondern es immer einen Wechselwirkungsprozess zwischen der Situation und der Person gibt.
Sie werden das aus der Praxis kennen: Für Ihren Kollegen erscheint der Montagmorgen trotz zahlreicher Aufgaben auf dem Tagesplan enorm entspannt, während Sie den Stresspegel schon vor der Mittagspause deutlich spüren. Die Situation ist nicht unterschiedlich – Sie beide sitzen im selben Büro und haben ähnliche Aufgaben. Also muss es am Umgang mit Ihrer Situation liegen. Halten Sie sich Ihren eigenen Alltag vor Augen. Gibt es etwas, das der entspannte Kollege, sofern es ihn in Ihrem Umfeld gibt, anders macht als Sie? Dann ist das der Schlüssel zur Stressbekämpfung, den wir finden müssen.
Das Stressmodell Lazarus gibt hier weitere Hilfestellung, die ich Ihnen erklären möchte. Grundlage sind drei Faktoren, nach denen Menschen ihre Situation bewerten. Und die Lösung liegt in drei Bewältigungsstrategien, die auch Sie ganz einfach anwenden können.
1. Schritt im Stressmodell Lazarus: die primäre Bewertung der Situation
Menschen geraten nicht ohne ihr Zutun in stressige Situationen. Sondern dadurch, dass sie ihre Situation bewerten. Wir können eine Situation mit diesen drei unterschiedlichen Faktoren bewerten.
- positiv
- irrelevant
- gefährlich
Laut Stressmodell Lazarus bewerten wir alle in einer von drei Varianten. Haben wir die Situation als gefährlich eingestuft, kann sie entweder eine Herausforderung, Bedrohung oder ein Verlust sein. Auf Ihre Praxis übertragen können Sie das ganz einfach nachprüfen.
Wie sehen Sie den Anruf vom wichtigen Kunden, der bis morgen Ihre Hilfe braucht? Als Herausforderung, die zwar zeitlich knapp, aber machbar ist? Als Bedrohung, die Ihren Wochenplan völlig über den Haufen zu werfen droht? Oder gar als Verlust, der Sie daran hindert, ein anderes, wichtiges Projekt hintenanzustellen?
Situationen sind unzählige denkbar, nicht nur diese. Der Auslöser kann der besagte Anruf sein, aber auch Unordnung am Arbeitsplatz, die herausfordernd, bedrohend oder schädigend ist. Das Stressmodell Lazarus lässt sich hier wirklich enorm vielseitig auf den typischen Arbeitsalltag übertragen. Eine erste Abhilfe schafft der Grundsatz „Alles hat einen Platz. Alles hat seinen Platz.”, den ich mit meinem Büro-Kaizen® vertrete. Denn haben Sie alle nötigen Fakten im Blick, ist das eine äußerst wirkungsvolle Stressvorbeugung. Dies gelingt zum Beispiel mit einer organisierten Wiedervorlage.
2. Schritt im Stressmodell Lazarus: die sekundäre Bewertung der Situation
Hier wird eine Analyse der verfügbaren Ressourcen durchgeführt. Sind ausreichend Ressourcen vorhanden, kann die Situation mit diesen Ressourcen gut bewältigt werden und kein Stress entsteht. Doch gibt es zu wenig Ressourcen (mangelnde Ressourcen) entsteht Stress, weil wir denken, dass wir die Situation nicht unter Kontrolle bekommen können. Gemäß meines Büro-Kaizen®-Ansatzes hilft es hier, wenn Sie alle Termine und Aufgaben im Blick behalten. Wie das geht, lesen Sie beispielsweise in meinem Artikel für eine effiziente Outlook-Aufgabenliste.
Jetzt müssen Sie sich eine Strategie zur Stressbewältigung (Coping) überlegen. Diese kann entweder problemorientiert oder emotionsorientiert sein.
- Problemorientiert bedeutet, dass die Situation selbst geändert werden muss.
- Emotionsorientiert bedeutet, dass Sie selbst den Bezug zur Situation ändern müssen.
Problemorientiert | Emotionsorientiert |
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Beispiel:
Konkret auf unser Beispiel angewandt, wären folgende Bewältigungsstrategien denkbar: Ein problemorientierter Mensch erfasst die Situation. Der Kunde ruft an, also kümmere ich mich um sein Anliegen. Wer emotional an die Sache geht, erkennt, dass dieser Auftrag ihn vielleicht zunächst aufwühlt. Diese innere Unruhe wird aber anschließend aktiv abgebaut. Dies kann beispielsweise durch Entspannungstechniken passieren. Und einen weiteren Tipp möchte ich Ihnen geben: Auch ein leerer Schreibtisch hält den Kopf frei und verhindert unnötige Stressreaktionen. Oder schlichtweg die Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes. Sie sehen eines: Wenn Sie Ihre Situation positiv bewerten, hat der negative Stress kaum noch Platz.
Stressmodell Lazarus und Büro-Kaizen®: Auch Entspannungspausen sind wichtig.
3. Schritt im Stressmodell Lazarus: die Neubewertung
Im dritten Schritt wird der Erfolg der Stressbewältigungsstrategie bewertet. Wurde der Stress erfolgreich bewältigt, kann es sein, dass aus einer Bedrohung nur noch eine Herausforderung wird. Aber das Ganze kann auch anders herum passieren. Wird eine Stresssituation nicht erfolgreich bewältigt, kann aus einer Herausforderung eine Bedrohung werden.
Am Stressmodell Lazarus lernen – Effizient und stressfrei arbeiten mit Büro Kaizen
Büro Kaizen bietet eine Methode, Stressfaktoren im Büro zu vermeiden.
Das funktioniert, indem wir jeden einzelnen Bereich unter die Lupe nehmen und ihn optimal gestalten: Mit Spielregeln, die jeder Mitarbeiter verinnerlicht und praktiziert, werden zum Beispiel „Zeitfresser“ bei Besprechungen vermieden, Checklisten zum Download dienen als Gedächtnisstütze bei wiederkehrenden Abläufen und die einheitliche Organisation der Ablage reduziert Suchzeiten.
Nicht zu vergessen die Schreibtisch-Ordnung und der Posteingangskorb, denn die einfachsten Lösungen liegen manchmal direkt vor uns. Wichtig ist auch eine praktikable Vertretungsregelung; sie entlastet den Einzelnen bei der Rückkehr aus dem Urlaub und die Mitarbeiter während der Urlaubsvertretung.
Diese und noch mehr Faktoren an einzelnen Arbeitsplätzen und in ganzen Abteilungen schaffen Ressourcen und erhöhen das Bewusstsein von Selbstwirksamkeit bei jedem Einzelnen. Wer weiß, was zu tun ist, gerät nicht mehr so leicht in Stress.
Stressmodell Lazarus – Die Quintessenz
Sie sind der Herr der Lage und haben Ihren Stresspegel selbst in der Hand. Genau das müssen Sie erkennen und verinnerlichen. Sei es eine unordentliche Ablage oder unklare Protokolle: Immer entscheiden Sie, wie sehr die jeweilige Situation Sie aus dem Konzept bringen wird. Das Stressmodell Lazarus hat für mich eine enorm befreiende Kraft. Wenn Sie erkennen, dass nicht die Situation Sie beherrscht, sondern Sie die Situation, wirkt sich das enorm positiv auf Ihren Umgang mit möglichen Stressauslösern aus.