Working Out Loud (WOL) ist eine Methode des Wissensmanagements, die es einer Gruppe ermöglicht, besser vom vernetzten Wissen und Know-how jedes einzelnen Mitglieds zu profitieren. Rund 10 Jahre nach der „Erfindung“ dieses Ansatzes sind inzwischen eine ganze Reihe neuartiger Kollaborationswerkzeuge entwickelt worden, die den WOL-Gedanken aufgreifen. Was genau sich dahinter verbirgt, erfahren Sie in diesem Büro-Kaizen-Blogbeitrag.

Inhaltsverzeichnis

1. Die Definition von Working Out Loud

Die Working Out Loud-Methode ist eine Mischung aus kollaborativer Zusammenarbeit und Selbstlernmethode. Die Grundidee der Methode ist es, die eigene Arbeit sichtbar zu machen, um andere daran teilhaben zu lassen und Wissen effizienter zu verbreiten. Ziel der Methode ist es, einen besseren Wissensaustausch zu ermöglichen. Die Methode basiert auf dem 2010 veröffentlichten Konzept von Bryce Williams und wurde 2015 von John Stepper weiterentwickelt.

Konzept der Working Out Loud Methode — Die Working Out Loud-Methode basiert auf der Gleichung „Observable Work + Narrating Your Work“.

2. Das Konzept der Methode

Der Kerngedanke von Working Out Loud ist, dass wir in unserer vernetzten (Arbeits-)Welt mehr vom Wissen anderer profitieren, das über Jahre aufgebaut wurde. Durch den Austausch mit Gleichgesinnten und die transparente Darstellung der eigenen Expertise können sich alle Beteiligten effizienter weiterentwickeln. Soziale Netzwerke und Kollaborationsplattformen dienen dabei als Werkzeuge, um sich aktiv einzubringen.

Die Methode basiert auf 5 Grundprinzipien:

Kontakte knüpfen und Netzwerken (Relationships)
Altruistische Freizügigkeit, Großzügigkeit und Großmut (Generosity)
Die eigenen Arbeitserfolge sichtbar machen (Visible work)
Auf ein Ziel hinarbeiten, zielorientiertes Handeln (Purposeful Discovery)
Progressives Fortschritts- und Optimierungsdenken (Growth Mindset)

Vorteile des Working Out Loud Konzepts:

Für Einzelpersonen:

Stärkt persönliche Kontakte, indem es die Zusammenarbeit unter Kollegen verbessert und den informellen Wissensaustausch fördert.
Ermöglicht den Aufbau und die Pflege beruflicher Netzwerke jenseits formaler Strukturen, was neue Karrierechancen eröffnet.
Unterstützt das Erlernen neuer Fähigkeiten, insbesondere im Umgang mit digitalen Tools und Medien.
Durch aktives Teilen von Wissen und Erfahrungen kann man sich als Experte positionieren.

Für Unternehmen:

WOL-Circles organisieren sich selbst, wodurch kaum zusätzliche Ressourcen benötigt werden.
Die Entwicklung kooperativer Fähigkeiten hilft, starre Hierarchien und formale Prozesse zu umgehen, was Agilität und Innovation begünstigt.
Durch die offene Kultur des Teilens bleibt wertvolles Wissen nicht in Silos verborgen, sondern wird für das gesamte Unternehmen nutzbar gemacht.
Die Nutzung moderner Kollaborationsplattformen wird gefördert, was die digitale Kompetenz der Mitarbeiter stärkt.

2.1 Was sind Working Out Loud-Circles?

Bei den Working Out Loud Circles (WOL) teilt jedes Mitglied sein eigenes Wissen mit seinen Mitstreitern. Statt Wissen zu sammeln und exklusiv zu horten, soll die Wissensarbeit geteilt und allen Beteiligten zugänglich gemacht werden. So entsteht eine Win-Win-Situation, von der alle Beteiligten und somit letztlich auch das Unternehmen, profitieren.

Im Rahmen eines Bottom-up-Ansatzes (Graswurzelbewegung) haben sich – auch in Deutschland – zahlreiche WOL-Circles gebildet. In diesen selbstorganisierten Gruppen vernetzen sich Mitarbeiter, um gemeinsam zu lernen und voneinander zu profitieren.
Ein Circle besteht in der Regel aus 3-5 Personen, wobei jedes Mitglied zu Beginn ein individuelles WOL-Ziel definiert. Über einen Zeitraum von 12 Wochen treffen sich die Teilnehmer einmal pro Woche für eine Stunde – entweder physisch oder virtuell über Plattformen wie Zoom, Teams oder Yammer.

working-out-loud-wissen-teilen — Ein WOL-Circle besteht in der Regel aus 3-5 Personen. Man trifft sich alle 12 Wochen einmal pro Woche für eine Stunde, entweder physisch oder virtuell.

3. Kritik am Working Out Loud Konzept

Unternehmen implementieren (aus Eigeninteresse) schon lange Wissensmanagementkonzepte, lange bevor die WOL-Methode in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Mit Working Out Loud hat die Wissensarbeit jedoch einen kleineren Rahmen, klare Regeln und einen neuen Namen bekommen.
Ein häufiger Vorwurf: WOL könne dazu führen, dass Mitarbeiter mit unvollständigen Zwischenergebnissen überhäuft werden. Wenn jeder ständig mitteilt, woran er gerade arbeitet, droht die Informationsflut unkontrolliert zu wachsen. Und in Zeiten überquellender E-Mail-Postfächer, unzähliger Chat-Nachrichten und einer hartnäckigen CC-Kultur ist das für viele keine attraktive Vorstellung. Deshalb ist es wichtig, dass die Kommunikation im Rahmen von WOL zielgerichtet und strukturiert bleibt – nicht jede Kleinigkeit muss sofort geteilt werden.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Umsetzung von WOL in den Unternehmen. Wenn sich ein Unternehmen für diesen Ansatz entscheidet, muss er auch richtig umgesetzt werden, d.h. ohne strikte Vorgaben von oben. WOL funktioniert nur, wenn die Mitarbeitenden ihre Themen und Ziele selbst bestimmen können. Es darf nicht zur indirekten Durchsetzung von Unternehmensinteressen genutzt werden. Denn auch wenn ein individuelles Lernziel nicht direkt zum Unternehmenserfolg beiträgt, entwickelt sich der Mitarbeiter weiter – und davon profitiert langfristig auch das Unternehmen.

4. Das Working Out Loud-Werkzeug für Unternehmen: „Yammer“

Der Grundgedanke „raus aus dem Silodenken“ und die Vernetzung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um die Ziele zu erreichen und Unterstützung für eigene Ideen zu erhalten, wurde mit dem unternehmensinternen Social Media Netzwerk „Yammer“ umgesetzt.

Microsoft Yammer ist eine unternehmensinterne Kommunikationsplattform nach dem Vorbild von Facebook, Xing oder LinkedIn, über die sich Mitarbeitende in einzelnen Gruppen abteilungs- und fachübergreifend vernetzen können.
Mit Yammer wird auch das Ziel verfolgt, innerhalb eines Unternehmens leichter vom Wissen anderer profitieren zu können.
In unserem Blogbeitrag zu Microsoft Yammer erklären wir, wie die Plattform genau funktioniert.

5. Extra-Tipp: Weitere Kollaboration-Tools für Working Out Loud in Unternehmen: Teams und Delve

Das unternehmensweite Yammer ist nicht das einzige Tool aus dem Hause Microsoft, das den WOL-Ansatz des Wissensmanagements aufgreift. Da der Working-Out-Loud-Leitfaden kleine Gruppen von bis zu fünf Teilnehmern vorsieht, ist Microsoft Teams ideal für die Umsetzung eines „digitalen WOL-Circles“ geeignet. Und auch der Wissensassistent Microsoft Delve unterstützt bei der Sichtbarmachung von Wissen und Ideen.

Microsoft Teams: Teams ist ein praktisches Kollaborationstool von Microsoft und Teil von Office 365, das 2017 auf den Markt kam. Teams ist aber nicht nur eine Kommunikationsplattform, sondern bietet auch bedarfsgerecht mit diversen Tools bestückbare digitale Workplaces an. Damit ist es das ideale Werkzeug für die Zusammenarbeit in kleineren Gruppen (z.B. Working Out Loud Circles).
Microsoft Delve: Delve ist ein persönlicher, intelligenter und selbstlernender Dokumentenverwaltungs- und Suchassistent für jeden Mitarbeiter. Mit Hilfe von maschinellem Lernen werden Wissensinhalte in der Dateiablage eines Unternehmens verknüpft und daraus Beziehungsmuster abgeleitet. Auf diese Weise wird für den Nutzer relevantes Wissen identifiziert, das er selbst noch nicht kennen konnte.

Was Microsoft Teams ist und welche Funktionen es bietet, erklären wir ausführlich in unserem Youtube-Tutorial:

👩‍💻 Microsoft Teams in unter 10 Min. erklärt (Tutorial)

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